[align=center]Das Bassin von Arcachon und die Düne von Pyla - ein zweiter Blick[/align]
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Blick von der Düne an der Südspitze[/align]
Bisweilen muss man zweimal schauen, bis sich das Interessante erschließt. So etwa 1992 haben wir das Becken (Bassin) von Arcachon zum ersten Mal besucht. Wir fuhren durch die Stadt, kletterten auf die Düne von Pyla, umrundeten das Bassin. Doch wir fanden die Wellen zu niedrig, Arcachon zu touristisch und irgendwie keinen Draht zu dieser Region am Atlantik.
Der Wettergott beschied uns im Sommer 2005, dass er nach 14 Tagen Sonnenschein an der Loire eine Schlechtwetterfront schicken wollte und wir sahen uns (per Internet, siehe Planungsbericht, 3. Beitrag) nach einer sonnigen Region um. Bretagne und Normandie waren verregnet, also in den Südwesten in die Weinregion um St. Emilion.
Während der Fahrt nach St. Emilion fiel auf der Autobahn aus irgendeinem Grund das Wort "Austern"
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Links: Ein halbes Dutzend Austern zur Einstimmung - Mitte: Blick über das ruhige Bassin von Arcachon - Rechts: Wer keine Austern mag ...[/align]
und der Gaumen meldete Nachholbedarf. Sollten wir vielleicht doch ans Meer? Dann käme aus Wettergründen frühestens die Küste auf der Höhe von Bordeaux in Frage: das langweilige Arcachon, mit dem Plätschermeer?
Fragt uns nicht warum, nach kurzer "Debatte" zwischen Gefühl und Ratio zückte meine Frau das Handy, fand heraus, dass wir direkt hinter der Düne von Pyla noch einen Stellplatz bekommen und schon steuerten wir Richtung Küste.
Düne von Pyla
Als wir nach dem Aufbau der Zelte auf "Pyla Camping" (hier geht's zur Beschreibung vom CP) abends noch auf die Düne kletterten, wurden wir mit einem zauberhaften Blick auf Meer, Bassin und einem Sonnenuntergang in Technicolor belohnt. Kein schlechter Anfang, das hatten wir langweiliger in Erinnerung.
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Links: Blick von der Südspitzeder Düne auf die vorgelagerten Sandbänke - Mitte: Nordteil der Düne vom Wasser aus gesehen - Rechts: macht Spaß[/align]
Am nächsten Tag die Düne erkundet, sie ist riesig. 2,8 Kilometer lang und an der höchsten Stelle erreicht sie ca. 115 Meter und damit ist sie die größte Wanderdüne Europas. Alle Kinder und fast jeder Erwachsene wird auf ihr zum Kind. Nach anfänglichem Staunen toben alle im weichen Sand herum, die Kinder natürlich voran.
Nach einem rund fünfzehnminütigen Spaziergang vom Campingplatz über die Düne zum Wasser erstreckt sich ein kilometerlanger Strand, an dem selbst in der Hochsaison jeder seinen Platz finden wird. Vor dort kann man dann dem faszinierenden Flug der Gleitschirmpiloten beobachten. Sie schweben bisweilen nur wenige Meter über einem hinweg, um dann mit der Thermik aufzusteigen. Bis zu 40 Gleitschirmflieger zogen in dem schmalen Aufwindband der Düne ihre langen Schleifen über uns. Wir schauten stundenlang zu und waren hin und hergerissen; sollte man auch mal?
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Die Gleitschirmflieger findet ihr vor allem am Südteil der Düne, es werden auch Gastflüge mit einem Tandem angeboten, nur Mut[/align]
Biscarosse Plage
Am nächsten Tag düsten die Kinder wieder zum Wasser, kamen einigermaßen zufrieden zurück meldeten aber: noch immer keine Wellen, zumindest keine, die diesen Namen verdienen. Nach einem Blick auf die Karte war klar, das wird auch nichts mehr, wir waren zu nahe am Bassin. Auf Nachfrage an der CP-Rezeption lautete der Tipp: Biscarosse Plage, dort gibt's ordentliche Wellen.
Biscarosse Plage liegt so gute 20 Autominuten südlich von Pyla und ist als reiner Badeort sehr touristisch. Doch selbst in der Hochsaison findet man hier problemlos einen schönen Liegeplatz, denn der Strand erstreckt sich kilometerweit. Mit Kindern solltet ihr aber an den bewachten Stellen baden, denn Wellen und Strömung sind je nach Tide stark.
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Alle Bilder: Strand von Biscarosse Plage. Im linken Bild seht ihr die kleinen Kuhlen hinter der Wasserlinie, in denen selbst Zweijährige rumplantschen können. [/align]
Tipp: Fahrt, selbst wenn es voll ist, mitten in den Ort und parkt in den hinteren Straßen. Ihr müsst dann nicht so weit durch die Dünenlandschaft laufen und an den Meereszugängen nahe dem Ortskern sind Süßwasserduschen. Sehr angenehm, wenn man sich nach einem langen Badetag das Salzwasser abduschen kann.
Zur Begeisterung der Kinder (und unsrer) erreichten hier die Wellen eine Höhe von bis zu 2,50 Metern. Das war ungewöhnlich hoch, doch auf dem Meer hatte sich in der Nacht ein kleiner Sturm ausgetobt. Wir haben kleine so genannte Body-Surfbretter, auf denen man liegt, und tobten damit durch die Brandung. Das Wasser war klar und warm und den Nachwuchs trieb nur der Hunger oder der Durst aus dem Wasser.
Ich habe mir ein Paar Flossen gekauft. Sport-Urlaubs- und Campingkrempel bekommt ihr in großer Auswahl bei "Decathlon". Das ist eine Art Sport- und Freizeit-Supermarkt, der überall in Frankreich seine Filialen hat. Um mit dem kleinen Brett besser mit den Wellen surfen zu können, einfach klasse. Wenn ihr mit den Dingern im Wasser seid, dann zieht unbedingt ein T-Shirt an, sonst raspelt euch der Sand zwischen Brett und Bauch die Haut weg.
Tipp: Kinder im Meer - Ihr könnt an diesen Stränden selbst mit Kleinkindern problemlos baden. Ebbe und Flut waschen hinter dem Strand meist kleine prielartige Senken aus, in denen das brühwarme Wasser grade mal 10 Zentimeter hoch steht. Dort können die Jüngsten im nassen Sand buddeln, bis sie nicht mehr zu erkennen sind. Nur wenn die Flut sich dem Höchststand nähert, müsst ihr sie aus dem Becken fischen. Das ist völlig unkritisch, denn im Gegensatz zur Nordsee oder dem Kanal (zwischen Frankreich und England) sind diese Art Priele sehr klein und das auflaufende Wasser kann euch nicht im Rücken den Weg abschneiden.
Die Bucht von Arcachon
Ist was für Austernliebhaber - doch, auch wer nicht auf "Mövenschiss in Brackwasser" steht -, dem wird viel geboten. Der Altstadtkern von Arcachon (Office de Tourisme, auch in Deutsch) ist vor ca 150 Jahren entstanden und die Villen am Ufer des Bassins machen auch heute noch was her. Klar, es stehen dort auch einige Bausünden, doch als wir mit dem Ausflugsschiff die Küste entlang fuhren, ging das Spiel los: "Die Villa nehmen wir, nö, doch die andere. Ah, die sieht noch besser aus, und dort hinten, ach, kaufen wir beide ..." usw. und so fort.
In der Bucht sind bei meist bestem Wind reichlich Segler unterwegs und alle fahren sie um die großen Austernbänke. In dem flachen Becken von Arcachon strömt durch Ebbe und Flut reichlich Meerwasser. Bei Ebbe sind nur 4/5 der Fläche unter Wasser. Aus dem vorbeifließendem Wasser filtern die Austern ihre Nahrung und gedeihen prächtig: Im Bassin ist die größte Austernzucht Europas.
Neben einer Fahrt mit einem Ausflugsboot solltet ihr unbedingt das Bassin mit dem Auto abklappern. Neben dem recht touristischen Arcachon wechseln sich vergessene Buchten mit kleinen Ferienorten ab. Das Wasser im Becken ist sehr ruhig und erinnert eher an einen warmen See. Unbedingt bis zum Cap Ferret fahren. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Düne von Pyla und kann auf der Seeseite in der hohen Dünung baden.
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Links: Blick vom Cap Ferret auf die Düne von Pyla - Mitte und Links: Ruhiges Wasser im Bassin von Arcachon.[/align]
Tipp: Probiert die Austern direkt bei den Austernbauern. Wenn ihr ein Schild "degustation des huitres" oder "vente directe" seht, dann wird direkt an die Kundschaft verkauft, frischer geht es nicht und die Preise sind im Vergleich zu den Restaurants oder gar in Deutschland lachhaft niedrig. Es gibt entweder sechs oder zwölf Austern, Brot, Butter und ein Glas Weißwein.
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Ein Dutzend Austern direkt vom Austernfischer - DEGUSTATION - irgendwo im Bassin für ganz kleines Geld.[/align]
Campen und Baden an der Küste - Cote d'Argent (Silberküste, Aquitanien)
Das Bassin von Arcachon liegt an der die Cote d'Argent (Silberküste). Dieser Küstenabschnitt zieht sich von der Girondmündung 230 Kilometer fast schnurgerade Richtung Süden bis St. Jean-de-Luz , kurz vor der Grenze zu Spanien. Der ganze Streifen wird von der Küste und den Dünen mit Millionen von Sandkiefern geprägt. Durch die Kiefernwälder ziehen sich schön angelegte Fahrradwege, auf denen ihr Hunderte von Kilometern fahren könnt, deshalb: Eigenes Radl mitnehmen. Auf den zum großen Teil asphaltierten Wegen sind auch reichlich Inlineskater und die überall auftauchen Nordic-Walker zu sehen. Campingplätze gibt es hier reichlich. Im Hochsommer muss man aber bei den küstennahen Plätzen vorher reservieren oder auf Lücke gehen.
Nahezu alle Küstenorte haben eine gute bis ausgezeichnete touristische Infrastruktur: Bewachte Stände, Duschen an den Dünen, Imbissbuden, Restaurants aller Qualitäts- und Preisstufen, Freizeiteinrichtungen, Supermärkte, Campingausrüster usw.. Es fehlen jedoch meist die alten Stadtkerne, gewachsene Ortschaften. Da diese Küstenregion bis ins 16. Jahrhundert teilweise malariaverseuchte Sümpfe waren, siedelte dort kaum jemand. Erst im vergangenen Jahrhundert wurde die Region langsam für Feriengäste erschlossen, dann aber mit Macht.
Tipp: Badeseen an der Cote d'Argent (Silberküste) . Wenn die Wellen am Atlantik zu hoch und der Wind zu stark bläst, dann könnt ihr an die einen der zahlreichen großen Seen fahren, die in den Wäldern direkt hinter der Silberküste liegen. So haben alleine die beiden Badeseen hinter Biscarosse, Etang de Biscarosse und Etang de Cacaux, mehrere Kilometer erschlossenen Badestrand, mit Picknick- und Feuerstellen. Auf der Höhe von Lacanau findet ihr die beiden Badeseen Lac de Lacanau und Lac d'Hourtin-Carcans. Ich kannte Familien, die mit ihren Kleinkindern fast die ganze Zeit an diesen wunderschönen Seen verbrachten und nur ab und zu mal ans Meer gingen. Die Surfanfänger, Segler und Freizeitskipper tummeln sich hier ebenfalls.
Bordeaux
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Links: Ein historischer Stadteingang: Glockenturmtor - Mitte: Ich liebe das Bordeauxrot der Bistro-Markisen "Was tust du" Ich sitze! - Rechts: Grand Theatre[/align]
Mindestens 15 Jahre lang haben wir sie links liegen lassen, eilten nach Spanien, waren pressé auf dem Rückweg, irgendwas war immer - welch Schönheit entging uns. Niemals werden wir künftig an Bordeaux (Office de Tourisme, auch Infos in deutsch) vorbeifahren, im Sommer 2005 haben wir das endlich begriffen: Die Weinmetropole an der Garonne ist eine Reise wert. Bordeaux ist eine vitale Stadt, kein Disneyland nur für Touristen. In der großen gut erhaltenen Innenstadt herrscht reges Leben. Hier zeigt der Bürger, dass er schon im 18. Jahrhundert mit dem Bordeauxwein Geld gemacht hat, zu Leben verstand und das bis heute nicht verlernt hat.
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Links: Kathedrale St. Andre - Mitte und Rechts: Die Gassen und Straßen von Bordaux laden zum bummeln ein.[/align]
Weite Plätze mit schönen Bistros und Brasserien laden zum Ausruhen ein. Die Stadt stand 2005 am Ende einer fünfjährigen Restaurierungsperiode und die alten klassizistischen Häuser sind einfach wunderbar. Vom verwinkelten arabischen Viertel könnt ihr in Gassen zu den Prachtbauten am Garonneufer schlendern. Euer Geld in den alten Handelskontoren lassen oder in modernsten Läden mal die Sau rauslassen. Doch auch wer nur schauen und vielleicht einen café noir (kleiner schwarzer Kaffee) trinken will, wird von Bordeaux nicht enttäuscht. Das milde Klima und die frische Brise vom nahen Atlantik schmeicheln.
Ein Besuch von Arcachon und Bordeaux lässt sich bestens mit einer Anfahrt über die Dordogne verbinden (siehe Reisebericht: "Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich", oder, als schöne Ergänzung zu einer Loire-Reise, Bericht kommt noch.
Die Fotos habe ich mit einem Camcorder gemacht, deshalb ist die Bildqualität nicht so toll.
Um zu schauen, wo der Ort liegt, "viamichelin" anklicken und rechts oben unter "Straßenkarten" (nicht "Routenplaner") unter Ort "Arcachon" eintragen und "Frankreich" auswählen. Dann bekommt ihr eine Umgebungskarte, die ihr mit den linken Plus- und Minus-Zeichen zoomen könnt.
Lust auf weitere Reiseberichte zum schmökern, schauen und inspirieren lassen?
- Spanien: "Andalusien: Jerez - Conil - Ronda" / Frühjahr 2009
- Frankreich: "Tal d des Lot - Pyrenäen - Baskenland" / Sommer 2008
- Spanien: "Erste Impressionen aus Gomera" - NUR Bilder / Mai 2008
- Deutschland: "Impressionen aus Mecklenburg-Vorpommern" / Mai 2008
- Dänemark – "Ringköbing-Fjord (Jütland)" / März 2008
- Frankreich: "Paris - Paris" - April 2008 - Dieser Streifzug über Paris basiert auf zwei Herbsturlauben
- Frankreich: "Unsere Herbst-Tour 2007 durch die Alpen, Cote d’Azur, Avignon, Burgund und Paris" / Herbst 2007
- Frankreich: "Unsere Tour de France 2007 - Haute-Provence, Languedoc und Baskenland" / Sommer 2007
- Niederlande: "Bilder von der Niederlande-Tour" - NUR Bilder / April 2007
- Frankreich: "Herbstreise 2006: Biarritz, Pyrenäen, Carcassonne, Mittelmeer, Brücke von Millau, Paris" - Herbst 2006
- Frankreich: "Auvergne – Limousin – Poitiers – Bretagne - Normandie" / Sommer 2006
- Frankreich: "Dordogne - Perigord (Noir) - Südwest-Frankreich" / Sommer 2005
- Spanien: "Andalusien: Jerez - Chipiona - Cadiz - Conil" / Frühjahr 2005
- Frankreich: "Das Bassin von Arcachon und die Düne von Pyla - ein zweiter Blick" / Sommer 2005
- Frankreich: "Cote d'Azur - eine späte Liebe" / im Jahr 2005 zusammengefasst
- Frankreich: "Bretagne-Rundreise" - Übersichtsartikel aus 2005
- Frankreich: "Frankreich leicht und fast ohne Stress" - Einführung für Frankreichneulinge, 2005 geschrieben, gilt aber heute noch.