CP Havelberge am Woblitzsee

Hier kommen Eure CP-Vorstellungen von deutschen CPs rein. Bitte gebt in der Titelzeile eine Region mit an (zur vereinfachten Suche).
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Niels$
Meister-Camper
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CP Havelberge am Woblitzsee

Beitrag von Niels$ »

Nach unserer Rückkehr vom Campingplatz Havelberge kommt hier nun mein Bericht:
Der Platz liegt im südlichen Mecklenburg in der Nähe von Neustrelitz am südlichen Rand der Mecklenburger Seenplatte und am südlichen Eingang zum Müritz-Nationalpark. Die "Grenznähe" zu Brandenburg lässt sich nicht verheimlichen, hier hat die breite mecklenburgische Aussprache schon einen kräftigen berlinerischen Einschlag. Der Platz liegt direkt am Woblitzsee und bietet neben Camping auch die Vermietung von einfachen Ferienhäusern und Mietzelten.
Wenn man bei der Anfahrt denkt, dass bald die Straße endet, dann ist man richtig. Von der A19 kommend fährt man über Wesenberg und Klein Qassow nach Groß Quassow. Kurz vor Groß Quassow, am "Bahnhof" Groß Quassow geht es dann rechts ab zum CP. Aber hier ist es dann auch ausgeschildert. Die Abgeschiedenheit beschert eine sehr ruhige Lage, nur der "Zug" (Triebwagen), der ab&zu den "Bahnhof" ansteuert tütet mal in der Ferne. Die restliche Geräuschkulisse wird hauptsächlich von den Campern erzeugt.
Nach dem Passieren der Schranke hinter der Rezeption fährt man an einem Zeltlager vorbei, welches direkt an der, hier in den Woblitzsee mündenden Havel liegt und so hauptsächlich von Paddlern genutzt wird. Das interessante ist aber auf der anderen Seite zu sehen - ein Verkehrsschild welches eine 10%ige Steigung androht. Da hatte unser untermotorisierter und evtl. leicht überladener Zafira gut zu tun, Falti und uns da hoch zu bekommen. Da man auf dem CP ist, die Steigung hinter einer Kurve beginnt und diese Straße auch von Radfahrern und Fußgängern benutzt wird ist hier auch nix mit Schwung holen. Aber viel glücklicher waren wir, als unser Kleiner mit seinem Laufrad mit warm gelaufener Bremse und qualmenden Sohlen unten heil angekommen war :mrgreen: . An diesem Hang sind auch Ebenen zum Campen angelegt. Doch für einen Falter ist das nichts, denn was eigentlich recht eben aussieht ist doch etwas schräg, wie uns ein WoWa zeigte, der auf der hinten mit der Stoßstange schon fast im Gras steckte und vorne die Stützen gar nicht weit genug herausbekam.
Auch nach dieses Steigung geht es hügelig weiter, jedoch nicht so stark - der CP heißt also nicht umsonst Havelberge. Mitten auf dem Platz endet die Straße und es geht auf Sandwegen weiter. Durch die Sandwege ist es bei trockener Witterung recht staubig, aber ein Wasserwagen feuchtet dann die Wege an, so dass sich die Staubbelastung in Grenzen hält. Wir haben uns auf einem der hinteren Plätze (Comfortplatz im Bereich L) entfaltet. Die Plätze sind dezent parzelliert und für das saubere Dach und das heiße Klima im Zelt nicht mit Bäumen überwachsen. Allerdings sind immer wieder kleine Waldbereiche zwischen und neben den einzelnen CP-Bereichen, so dass die ganze Anlage uns recht gut gefallen hat. In "unserem" Berich gibt es noch einen kleinen Badeteich für die Kinder, der recht flach ist und sich auch schneller erwärmen kann, wie der See. Am See gibt es noch eine recht kleine Badestelle, die aber ausreichend erscheint.
Unser Stellplatz war genau an einem Hang, die Befürchtung, dass wir dadurch bei Regen einen Fluss im Falter haben, bestätigte sich glücklicherweise nicht. Aber es gibt auch andere Gefahren, 2-3 Plätze weiter ist ein Platzwart bei seiner nächtlichen Kontrollfahrt mit seinem Golfwagen den Hang herabgestürzt. Er landete genau zwischen 2 Plätzen und so ist nichts weiter passiert. Einen kurzen Moment habe ich drüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn er uns in's Zelt gefallen wäre. Aber das passiert eh nur 1x und so konnte ich auch die nächsten Nächte wieder gut schlafen. Zudem war der Weg nur ein Fußweg, so dass es ansonsten nur Personen und vielleicht Fahrräder regnen dürfte.
In diesem Bereich gibt es ein wirklich sehr schön gestaltetes und sehr sauber gehaltenes Sanitärgebäude. Leider ist dieses etwas klein gehalten. So sollte man hier in den Hauptverkehrszeiten keine dringen "Geschäfte" vorhaben, es kann schon mal sein, dass man vor den "Geschäftsbereichen" auf Gleichgesinnte trifft, mit denen man noch etwas auf eine frei werdende Box warten darf. Gleiches gilt für den Geschirrspülbereich. Es gibt hier auch Familienwaschkabinen, die aber anders wie auf anderen CPs nicht fest vermietet werden, sondern bei Bedarf benutzt werden können. Auch diese sind etwas knapp an der Zahl und es wäre schön, wenn sie ein 2. Waschbecken hätten, es sind ja halt Familienwaschkabinen. Duschen wird über eine Duschkarte abgerechnet, welche man für 15,-€ Pfand an der Rezeption mit 10,-€ Guthaben drauf erhält. Beim Checkout zahlt man dann den Verbrauch und erhält seine 15,-€ Pfand zurück. Ca. 2,5 bis 3 Sekunden Duschen kosten einen Cent. In den Duschkabinen legt man die Karten vor das Lesegerät und kann dann mit einem Knopf in der Dusche das Wasser und die Abrechnung starten und stoppen. So kann man zwischen 0,50€ und 1,-€ bequem duschen. Ein Schnellgang ist auch für 0,30€ machbar. So kamen wir mit unseren 10,-€ gut über die 2 Wochen Aufenthalt. Leider fehlt in den Familienwaschkabinen der Knopf und die Zählung beginnt sofort beim Einlegen der Karte. So muss man die Karte als "Schalter" nutzen und hüpft immer zwischen Dusche und Kartenleser hin&her. Für die Kinder bis 12 Jahre gibt es ein schönes Kinderbad mit freien Duschen. Dieses wird um 22:00 abgeschlossen, nicht grundlos, denn der sparsame Camper geht auch mal zum Harewaschen in das Kinderland und würde da nachts sicher auch duschen. Auch die anderen Sanitärgebäude machten einen sehr sauberen, wenn auch nicht so modernen Eindruck, soweit wir sie "besucht" haben.
Im Shop auf dem Platz gibt es frische Brötchen und so die eine oder andere Kleinigkeit. Zum "richtigen" Einkauf sind wir nach Wesenberg gefahren, hier gibt es Sky und Netto.
Auf dem CP gibt es einen schönen Kinderspielplatz, Tischtennisplatten sowie einen Tischkicker. Vor dem CP befinden 2 Volleyballfelder sowie ein Fussballfeld (oder eher Fussballacker).
Auf dem CP gibt es auch noch einen Hochseilgarten, der ab 1,25m Körpergröße und 8 Jahren komplett bis in 7m Höhe durchklettert werden kann. Kinder die diese Maße noch nicht ganz erreichen, dürfen den Einführungsparcour und evtl. noch den kleinen Parcours in Begleitung Erwachsener durchklettern. Kinder welche die Mindestgröße erreicht haben, dürfen in Begleitung Erwachsener auch in den 3. Parcours. Es macht wirklich Sinn, auf die Einhaltung der Größe zu achten, unser Großer hat mit seinen guten 1,30m den Parcours super gemeistert, aber man konnte sehen, dass einfach die Größe zum Erreichen der einzelnen Haltepunkte erforderlich ist. Und wenn das Kind gleich am Boden bleibt, weil es noch etwas zu klein ist, ist dies sicher besser, als wenn es unterwegs aufgeben muss und vom Personal abgeseilt wird. Auch für die Großen ist dies eine tolle Geschichte. Da die Höhe sich langsam steigert, empfand ich es auch nicht als wirklich hoch - man gewöhnt sich durch das Klettern daran. Als wir da waren, hat ein 73-jähriger rüstiger Herr den Parcours komplett gemeistert, der Altersrekord liegt wohl über 80.
Auch eine Trampolinanlage darf natürlich nicht fehlen, 8min Springen kosten 1,70€ bzw. die 10er-Karte 14,-€. Am See gibt es einen Paddelbootverleih.
Das von den Animateuren und dazugeholten Künstlern gestaltete Abendprogramm war, soweit wir es gesehen haben sehr gut. Auch die Fittness-Animation, zu der meine Frau war, wurde von ihr als sehr gut bewertet. Unsere Kinder waren im Tipi-Dorf, wo sie Pfeil&Bogen, "Indianerketten" aus Speckstein und Traumfänger sowie Speere gebaut haben. Das Material wird teilweise direkt aus dem angrenzenden Wald geholt, welcher sicher schon sehnsüchtig auf das Saisonende wartet. Auch Übernachtungen mit Nachtwanderung und Lagerfeuer werden im Tipidorf angeboten. Dazu gibt es noch ein weitere umfangreiches Animationsprogramm für Kinder, welches unsere Kinder aber nicht besucht haben.
Allgemein muss ich sagen (ich darf das als gebürtiger Ossi), dass man merkt dass man im Osten ist. Zwar ist das Personal sehr freundlich und keiner erwartet hochgestochenes Hotelgesäusel, jedoch ging es so maches Mal doch etwas robuster zu, wie im Westen. So habe ich es noch nicht erlebt, dass wir bei der Miete eines Canadiers diesen selber in's Wasser tragen mussten und danach noch Schwämme bekamen um ihn sauber zu machen. Alles kein Problem und für die Kinder ist es gut zu sehen, dass das auch dazu gehört. Aber ich habe einen ganz normalen Mietpreis gezahlt, wo diese Dinge an anderen Stationen einfach Dienstleistung sind... Auch die sehr netten, gründlichen und höflichen Reinigungskräfte in der Sanitärabteilung müssen nicht 6 Duschen schließen, nur weil sie eine reinigen. Hier würde es auch reichen, die nächste zu reinigende Duschkabine zu sperren. Gut, ich habe trotzdem geduscht, weil es für mich sebstverständlich war, aber andere, die höflich fragten, wurden unverrichteter Dinge wieder zurück geschickt, bzw. in die eh schon knappen Familienbäder verwiesen. Da bekam ich ja ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich nur "Gute Tag." gesagt hatte und nicht gefragt hatte, ob ich überhaupt duschend darf. Auch im Hochseilgarten fehlte mir etwas Betreuung im 2.& 3. Teil. Das eine oder andere aufbauende Wort wäre hier sicher für die Kids gut gewesen, die abgeseilt werden mussten, denn ihre Eltern waren ja noch oben. Und auch das eine oder andere hilfreiche Wort hätte mancher, oben verbliebene gut gebraucht. Aber wenn die Trainer gebraucht wurden, waren sie zur Stelle. Bei unserem 2. Kletterdurchgang war die Betreuung viel besser, es liegt halt immer an den Leuten.
Die Region zieht Wassersportler (insbesondere Paddler), Radwanderer und Angler sowie Naturliebhaber an. Für die Paddler steht ein großes Wegenetz zur Verfügung, die Radwandere fahren schön durch die Natur, doch leider fehlen zu häufig die Radwege. Naturliebhaber finden im Müritz-Nationalpark viele Beobachtungsmöglichkeiten. In der Nähe von Waren gibt es ein Bisonreservat, doch durch die vielen Seen und den Nationalpark ist die vermeintlich nahe Stadt Waren dann doch gut eine Autostunde entfernt. In Waren können wir das Haus der 1000 Seen (Müritzeum) empfehlen. Etwas dichter ist Rechlin. Hier befand sich seit 1918 bis zum Ende des 2. Weltkriegs die Wiki: Erprobungsstelle der Luftwaffe Erprobungsstelle der Luftwaffe. Hier wurde z.B. 1943 der erste Schleudersitzaustsieg der Luftfahrtgeschichte durchgeführt. Zudem war die Schiffswerft Rechlin ein in der DDR innovativer Standort. Ein kleines Museeum, welches etwas Ostalgie mit etwas Luftfahrt und etwas Werftgeschichte mischt, erinnert hieran. Für Technikinteressierte sicher ein lohnender Ausflug... Beim Schreiben dieses Beitrages habe ich festgestellt, dass es wohl noch ein 2. ähnliches Museum am Flugplatz Rechlim-Lärz gibt (klick). Auf dem Weg dorthin kann man gleich die Mirower Schleuse mit Hubtoren besichtigen.
Wir haben die Nähe zu Berlin genutzt, auch unsere Hauptstadt zu besuchen. Hierzu sind wir mit dem Auto zum Bahnhof Neustrelitz gefahren, wo stündlich ein Zug zum Berliner Hauptbahnhof fährt. Dafür braucht er etwas über eine Stunde. Mit dem Brandenburg-Ticket, welches schon ab Neustrelitz gilt, fahren 5 Personen für knapp 30,-€ einen Tag lang. Das war ganz entspannt, als ich dann endlich im Zug saß, denn zuerst gab es im kleinen Neustrelitz kurz vor dem Bahnhof einen riesigen Stau und dann keine Parkplätze am Bahnhof. Daher haben wir unseren 2. Berlin-Ausflug mit dem Auto gemacht, aber das kann ich nicht wirklich empfehlen, denn man fährt fast nur Landstraße und so zieht sich die Strecke. Wir haben dann aber zentrumsnah gut geparkt und sind mit dem BVB-Gruppenticket durch die Gegend gedüst. Das kostet aber auch schon 15,-€ für die Kreise AB, so dass ich die Zugfahrt für entspannter und günstiger halte und somit das nächste Mal sicher wieder der Zug das Verkehrsmittel der Wahl wäre.
So, ich habe sicher noch einiges vergessen zu schreiben, aber im Moment fällt mir nichts mehr ein, daher kommen die Nachträge, wenn mein Kopf wieder ausgeruht ist.
Fazit: Wir hatten einen schönen Urlaub und können uns gut vorstellen, den CP Havelberge wieder anzusteuern, es gibt noch vieles in der Region zu entdecken und zu unternehmen.

Niels
Wer lesen kann ist klar im Vorteil!

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